Gemeinsames Unterrichtsprojekt der Rudolf-Hildebrand-Schule und der Gail S. Halvorsen–Schule
Am Freitag, dem 31. März 2017 erhielt die Willkommensklasse 1 unserer Schule Besuch von einer 7. Klasse der Halvorsen ISS. Der heute 96 Jahre alte Amerikaner Gail. S. Halvorsen ist Namensgeber ihrer Schule und war einer der vielen Piloten, die 1948/49 während der Berliner Luftbrücke unzählige Hilfsgüter nach Berlin flogen.
Im Mittelpunkt des Unterrichtsprojekts der Siebtklässler und ihrer Klassenlehrerin stand ein Buch mit dem Titel „Mercedes und der Schokoladenpilot“ (M. T. Raven). Thema des Buches sind die wahren Erlebnisse des damals 27jährigen Leutnants Halvorsen, durch welche er als Schokoladenpilot in die Geschichte der Berliner Luftbrücke einging.
Nachdem er eines Tages (von seinem Stützpunkt Rhein/ Main kommend) beim Anflug auf Tempelhof auf die am Rande des Flugfeldes wartenden Kinder aufmerksam geworden war, besuchte er sie, war gerührt von ihrer Begrüßung, Dankbarkeit Zuversichtlichkeit, aber auch von ihrer Bedürftigkeit. Da er an diesem Tag lediglich über zwei Kaugummis verfügte, die er unter den hungrigen Kindern aufteilen konnte, entstand spontan sein Entschluss, zukünftig beim Anflug auf die Stadt Süßigkeiten für die Kinder abzuwerfen. Damit sie seine Maschine erkennen konnten, würde er mit den Tragflächen seines Fliegers wackeln, was ihm später den Namen „Onkel Wackelflügel“ einbrachte. Entgegen seiner Erwartung war Halvorsens Kommandant von dessen eigenmächtigem Plan begeistert und ermunterte ihn, weitere Piloten für sein Projekt zu gewinnen.
Aus den sog. Rosinenbombern wurden in den folgenden Monaten zahllose Süßigkeiten über den Kindern abgeworfen, die an kleinen Fallschirmen zu Boden schwebten. Dennoch gingen dabei jedes Mal viele Kinder leer aus, unter ihnen auch Mercedes, ein damals achtjähriges Mädchen (s. Buchtitel). Mit vielen anderen Zuschriften erreichte Halvorsen eines Tages ein Brief der kleinen Mercedes, in dem sie ihm von ihrem sehnsüchtigen Wunsch nach etwas Schokolade schrieb. Halvorsen reagierte und schickte ihr tatsächlich eine kleine Schokoladenration mit einem persönlichen Brief an ihre Adresse.
Das Außergewöhnliche an dieser Geschichte ist (und war gleichzeitig die Motivation für dieses Buch), dass das Mädchen 1972 als erwachsene Frau, also 24 Jahre später, Kontakt zu ihrem einstigen Wohltäter herstellte, um ihm persönlich für den Brief und die Schokolade zu danken. Den Brief hatte sie all die Jahre wie einen Schatz aufbewahrt. Zwischen Halvorsen, der1970 als diensthabender Oberst des Flughafens Tempelhof und als Vertreter der U.S.Air Force nach Berlin zurückgekehrt war, und Mercedes entstand eine Freundschaft, die noch heute beständig gepflegt wird.
Die Schüler beider Klassen waren auf ihre Begegnung gut vorbereitet: Während die Willkommensklasse sich zuvor über Anlass und Umstände der Luftbrücke durch illustrierte Informationen eine Vorstellung machen konnte, hatte die Oberschulklasse ein Memory selbst gestaltet, mit dem der themengebundene Wortschatz des Buches eingeführt wurde. Schwer verständliche Textpassagen hatte sie adressatengerecht umformuliert und das Lesen des Textes eingeübt. Die Hälfte der Klasse (10 Schüler) hatte den Part übernommen, die Geschichte abwechselnd vorzulesen, während andere Schüler (an zwei Standorten) die dazu passenden Bilder zeigten. Die Schüler der WK-Klasse waren sichtlich beeindruckt und stellten etliche Fragen zu den Vorkommnissen, die von den Oberschülern beantwortet wurden. Ein Halvorsen-Video über seine Zeit als Pilot der Luftbrücke erweiterte die Informationen, die durch die vorgelesene Geschichte gegeben waren. Damit hatte der erste Teil der Klasse seine Aufgabe erfüllt. Der schon nach einer Vorstellungsrunde hergestellte nette Kontakt zwischen den Schülern wurde durch die erste große Pause beendet.
Der zweite Teil der Oberschulklasse hatte sich dafür präpariert, wiederum nach einer Vorstellungsrunde, mit den Kindern Fallschirme zu basteln, die aus Herrentaschentüchern und zugeschnittener Strippe entstanden, an deren Ende jeweils eine kleine Schokolade befestigt wurde.
Anschließend wurden die Taschentücher bemalt. Um die Bewegung der Fallschirme von damals nachzustellen, durfte sich jedes Kind auf einen Tisch stellen, von dem es seinen Fallschirm abwärts „segeln“ ließ. Damit war der unterrichtliche Teil abgeschlossen.
Um den Kindern der Willkommensklasse eine Freude zu machen, breiteten die Oberschüler nun einige leicht verständliche Spiele aus, die in Tischgruppen durchgeführt wurden. Die Schüler der WK 1 genossen diese besondere Zuwendung und gingen auf alle Spielangebote ein.
Gemeinsames Eis essen nach Unterrichtsschluss rundete die Veranstaltung ab und trug zum Kontakt beider Klassen bei.
Die Schüler der WK 1 freuen sich nun auf ein weiteres Zusammensein im Mai, bei dem eine Führung durch den stillgelegten Flughafen Tempelhof (für 15o Euro aus dem „Projekttopf“ der Halvorsen ISS) geplant ist. An diesem Treffen soll auch die WK 2 teilnehmen, in der die 7. Klasse zuvor ihr erfolgreich umgesetztes Projekt wiederholen will.
Gabriele Dümke (Rudolf-Hildebrand-Schule )
Birgit Grieswald (Gail-S. Halvorsen–Schule)
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